Donnerstag, 29. November 2012

Absichtlich ignoriert: Lustige Kollegen

12:59 Uhr, gleich ist Mittagspause. Kollege P. springt ins Büro:

"Emily, Emily! Geht ein Typ mit zwei linken Füßen in ein Schuhgeschäft und fragt:
'Haben Sie auch Flip-Flips?'"

[...]

"Okay, vielleicht findest Du den ja lustiger: Kommt ein Zyklop zum AUGE-Arzt..."

[...] 

"Hm. Okay. Letzter Versuch: Kommt ein Pferd in den Blumenladen und fragt: 'Ham Se ma geritten?'"

[...]

Dienstag, 27. November 2012

Die Bahn macht debil: Salami-Gunnar in der U8

Salami Gunnar Berlin BVG U-Bahn Tagesspiegel Knäckebrot

9:45 Uhr, U8 Richtung Wittenau


Gunnar trägt schlammfarbene Bügelfaltenhosen und ein braunrotes Baumwollhemd, unter dem ein vergilbtes T-Shirt vor sich hin stirbt. Die Gläser seiner dicken braunen Hornbrille vergrößern seine pyramidenförmigen Augen um ein vierzigfaches. Er sitzt auf dem äußeren Sitz, nimmt dennoch zusätzlich den halben Fensterplatz ein.

Sonntag, 25. November 2012

Zufällig mitgehört: Faule Berliner vs. fränkischer Leberkäse

Ringbahn S 42, Höhe Südkreuz



Sie: Ende sechzig, dunkelgraues Haar. Trägt einen goldenen Memory Ring am Mittelfinger.
Leicht verwirrt.
Er: Anfang vierzig, braun gewelltes Haar, rosanes Hemd, marineblauer Feinstrickpullover mit V-Ausschnitt, saubere Schuhe.
Cholerisch und sehr laut.

„In Berlin ist das anders“, schreit er. „Ganz anders! Da hat einer seit dreißig Jahren eine Kneipe in einer Straße, aber keinen Billardtisch, und dann fragen Sie den: ‚Wo in der Nähe gibt es einen Billardtisch?‘ und der hat keine Ahnung… Der ist vierzig Jahre alt, lebt schon immer hier und hat KEINE AHNUNG. Weil die alle dumm sind! Dumm sind die - und faul! Wie kann das bitte sein? Dass man sich in der eigenen Stadt nicht auskennt? Dumm sind die! Alle!“

Freitag, 23. November 2012

Dienstag, 20. November 2012

Zufällig mitgehört: Papa weiß alles

U1 Richtung Warschauer Straße.


„Nächster Halt: Schlesisches Tor.“

„Papa, Papa, wieso kommt jetzt das Schlesische Tor?“

„Weil ab hier Schlesien beginnt.“

Olga und die Kotze von Mitte-Mitte

Feierabend. Endlich. Den ganzen Tag bin ich fröhlich wie ängstlich hin und her getänzelt. Immer im Kreis, rechts, links, vorwärts, rückwärts.
Es ist 20:07 Uhr. Der erste Abendnebel in diesem Jahr. Ich beschließe heute wieder zu Fuß zu gehen. Seit Ende September ist die Rathausbrücke wieder geöffnet.
Die Straßen hier in Mitte, mit den teuersten und langweiligsten Büroräumen der Stadt, sind leer, kalt, sauber und in trübe Feuchtigkeit gehüllt. Keine Touristen mehr - die Gegend wirkt um diese Uhrzeit wie die graue Kulisse von „The third man“ aus dem Jahr 1949.

Schon von weitem strahlen die vier leuchtenden Pylonen der Rathausbrücke durch den Nebel. Links versinkt die unbebaute Schlossplatzwiese in der Dunkelheit. Rechts weist ein Baugitter darauf hin, dass hier vor Kurzem noch gearbeitet wurde. Ich laufe mitten auf der Straße, Autos dürfen hier eh nicht fahren. Kein Müll, kein Dreck, keine Risse im Teer.

Gerade will ich die neue Stahlverbundträgerrostkonstruktion betreten, da sehe ich etwas Winziges an der Balustrade vorbeihuschen. Ich trete vorsichtig näher. Im vernebelten Schein der Pylonen erkenne ich sie wage. Eine Maus. Sie ist flink und wuselig, aber sie flüchtet nicht, sie versteckt sich nicht. Sie wirkt eher, als würde sie tanzen. Ob ihr kleines Mäusehirn wohl gerade Soul und Funk abspielt? Oder gar Minimal? Oder doch eine ungarische Volksmelodie?

Sie tänzelt jedenfalls fröhlich wie ängstlich hin und her. Immer im Kreis, rechts, links, vorwärts, rückwärts. Dabei kommt sie letztlich immer näher auf mich zu. Ich bemerke unmittelbar vor meinen Schuhen, kaum sichtbar, einen großen Schwall Kotze. Hier, mitten in der Sauberkeit von Mitte-Mitte.

Nein, kleine Olga, komm mir nicht zu nah! Du rennst sonst mitten ins Erbrochene, das der besoffene Karl-Heinz aus Donauwörth letzte Nacht hier ausgekübelt hat!

Doch Olga hat offensichtlich bessere Augen als ich und macht einen – für ihre Dimensionen – großen Bogen um die säuerliche Pfütze. Nun ist sie mir so nahe, dass sie mir fast auf die Hand springen könnte. Sie hat Hinterbeine wie ein Känguru, ihre schwarzen Knopfaugen blicken mir neugierig und treu entgegen. Was macht so ein ungewöhnliches Tier abends alleine auf einer Brücke am Spreeufer? Sightseeing? Wohl kaum.

"Wo sind denn Deine Homies?" Ich höre mich mit Olga sprechen. Unten stehen fünf Angler am Ufer und schauen vorwurfsvoll zu mir hinauf. Ja, ja, ich verzieh' mich ja gleich. Wenigstens konnten sie mich mit ihren stummen Blicken nicht duzen...

Ich blicke auf die Brücke. Die Pylonen strahlen nicht nur kühles Licht, sondern auch etwas Beängstigendes aus. Sie erinnern mich irgendwie an den Glaskasten aus dem Film „The Cell“, in dem der psychopathische Serienkiller Carl seine weiblichen Opfer gefangen hält, bis er den Kasten nach und nach mit Wasser fluten lässt.

Der Berliner Dom ist kaum zu erkennen, obwohl nur einen Katzensprung entfernt. Ich lehne mich ans Geländer, in der Hoffnung, dass den elenden Kreuzspinnen heute Abend zu kalt ist, um hier draußen abzuhängen. Die Pfeiler sollen wohl Äste nachahmen. Der Handlauf wurde aus afrikanischem, goldbraunem Iroko-Holz gefertigt.
Ich streiche über die Oberfläche. Aha! Das ist also zweihäusig getrenntgeschlechtiges Maulbeergewächs. Diözisch, natürlich. Ist ja klar.

Die Angler unter mir hoffen immer noch auf einen guten Fang. Ich habe das noch nie verstanden. Rumstehen und warten... Sollen die doch einfach S-Bahn fahren! Dafür braucht man nicht mal eine Angel.

Auf dem schwarzen Wasser liegt ein Frachter voller Bauschutt. Rostig und alt. Ein Kran steht schwer und still daneben.
Wie aus dem Nichts gleitet ein Schiff unter der Brücke hervor. "Belvedere" steht auf dem Bug. Sie ist schneeweiß und leuchtet wie ein Weihnachtsbaum. Ich sehe Menschen, sie tanzen, sie trinken. Sie zahlen ein Vermögen, um einmal Klischee-Tourist auf der Spree spielen zu dürfen.

Ach Berlin. Du übermächtiges Chamäleon. Du hässlich-schönste aller Städte.
Ach ich, Du übermüdete Maus.
Ich blicke zu Boden.
Olga hat sich wohl dagegen entschlossen, mein neues Haustier zu werden, und ist Richtung Hochschule für Musik weitergezogen. Wahrscheinlich ist sie dort eh besser aufgehoben als bei mir.

Montag, 19. November 2012

Zufällig mitgehört: Jennys Möpse waren wohl zu groß


U7 Richtung Rudow, Höhe Kleistpark.

Fünf schnöselige Anfangzwanziger, alle mit teuren Schals lässig um den Hals gewickelt.

"Miguel war doch NIE mit Jenny Reich zusammen gewesen?!"
"Doch!"
"Nein!"

"Doch!"
"Nein!"
"Die sind doch beide in meiner Klasse gewesen... Ich wüsste das doch!"
"Doch!"
"Nein!"
[...]
"Die hatte doch 'ne Brustverkleinerung..."
"Echt?"
"Ja, hatte die!"
"Warum macht man denn sowas, bitte?! Ich verstehe das nicht... Wenn man schon SOOO von der Natur gesegnet wurde."

Alle lachen zustimmend.

Und auch Jenny denkt sich wohl: Haha. Wahnsinnig lustig.

Montag, 5. November 2012

Und am Montag gönnt Lana sich einen Bubble Tea



Zuerst kannte es niemand. Dieses nach Spülmittel schmeckende Gesöff aus Fernost. Ja, es existierte nahezu nicht, zumindest nicht in unserem Blickfeld.
Und dann, auf einmal: überall!
Alle babbelten nur noch vom Bubble Tea.
Alle nuckelten an bunten Plastikhalmen, alle zogen den flüssigen Stoff tief in ihre Kehlen hinein, alle wollten das Mark des Lebens in sich aufsaugen, um alles auszurotten, was nicht Leben war.
Aufstechen, reinstoßen, inhalieren.
Es bubbelte, gluckerte und schlürfte an allen Straßenecken und Bahnsteigenden.
Bubble Tea – quasi das urbane Lana-del-Rey-Phänomen!
Vor wenigen Tagen noch warst Du verschont, in Sicherheit - und plötzlich bist Du umzingelt!
Findest Dich wieder in einer Matrix voller Zucker und Lebensmittelfarben. Gelber, grüner, blauer Gelee-Kaviar klebt an Deinem feuchten Gaumen. Platzt langsam auf, entledigt sich seines glibberigen Inhalts.
Bubble Tea. Das ist die wahre summertime sadness!
Bubble Tea. Born to die.
Bubble Lana. Tea del Rey.
Bubble Rey – das ist die Sehnsucht nach der Vergangenheit. Nach süßer Kindheit, nach auftoupiertem Beehive, nach vielen bunten Smarties, nach dem Marylin-Monroe-Gedächtnisfleck.
Und da holt sie uns plötzlich ein, die Vergangenheit. Lauert an jeder Straßenlaterne, die alte Schlampe. Blickt uns gelangweilt an der Bushaltestelle entgegen. Leuchtet neon-pink in Mitte, Friedrichshain, Neukölln, Marzahn, Prenzlberg bis tief hinein nach ZEHLENDORF.
In ganz Berlin, in ganz Deutschland (ok, für Inselberliner IST Berlin ganz Deutschland…).
Ein Trend überflutet die Republik. Alle wollen gelangweilt Bubble Tea trinken und dabei vintage aussehen.
Alle wollen süßen Tee von Lanas Schlauchbootlippen schlecken, wollen Popping Bobas aus ihrem Stupsnäschen saugen. Wollen sich in Lanas rosanen Acrylpulli des schwedischen Modehauses vergraben und mit der Vergangenheit verschmelzen.
Lana del Rey und Bubble Tea – das waren in den 70ern noch Uschi Obermaier und Schleckmuscheln.  Das waren in den 80ern noch Madonna und Schöllers BumBum-Eis. Das waren in den 90ern Britney Spears und Milkas Lila Pause.
Lana del Rey... Bubble Tea...
Wo warst Du nur all die Jahre? Und wann verschwindest Du endlich wieder???